Mittwoch, 8. Februar 2012

A. aekelt

Ich hatte immer ein vielversprechendes Mecker-Potenzial. Erst jetzt hat es einen entsprechenden, im wahrsten Sinne des Wortes, kulturellen Boden gefunden, wo es sich gigantisch weiterentwickelt. Also, ich darf es: meckern.

Neulich las ich wieder Böll und seine Erzählung "Nicht nur zur Weihnachtszeit". Die letzten Tage meines Lebens und von paar Hundert Millionen erinnern ein bisschen daran. Es fehlen noch leuchtende Tannenbäume, vielgehatete Schnee liegt schon friedlich, alle Jahre wieder - doppelt so viel. Manchmal frage ich mich, was hast du schlecht gemacht, dass du (und wegen dir noch paar Hundert Millionen) mit der Kälte bestraft bist?...

Vielmehr anstrengender finde ich die damit verbundenen Aufmunterungsversuche bzw. leicht ironischen Fragen, die ich harter Nuss als ganz seriös und fast beleidigend empfinde, und zwar "A., für dich ist es bestimmt noch nicht kalt genug?" Warum, warum stellt man solche Fragen. Niemand in der Republik fragt im Sommer mit plus 27 Grad Celsius einen schwitzenden Nigerianer mit einer kühlen 1,5L-Volvic-Flasche "hey, dude, für dich ist es bestimmt noch nicht mal warm".

Natürlich kennt meine Biographie niedrigere Lufttemperaturen, aber ich habe da ein selektives Gedächtnis: was unter -10C ist, versuche ich als nicht passendes in mein schönes Weltbild zu vergessen. Im letzten Jahr war ich in dieser Jahreszeit zu Hause. An das Wetter kann ich mich nur deswegen erinnern, da mein Meckerversuch mal ganz abrupt von einem Kanadier, der letzte 5 Jahren in Saudi Arabien lebt, abgebrochen wurde: "It's not cold. It's winter". Immerhin. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen