Donnerstag, 26. April 2012

The Reader?

Manchmal bereue ich, dass ich nur zweimal umsteigen soll und mein Nachhause-Weg relativ kurz ist.
Mir fehlt Zeit zum Lesen! Jeden Tag im Bus gerate ich in Zwiespalt: lesen oder die Welt beobachten. Keine Ahnung, wie es funktioniert, aber Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln (ganz umgekehrt im Fall mit privatem Verkehrsmittel) beruhigt mich. Ich beobachte den bekannten Weg, die bekannten Gebäude, die bekannten Straßen, Kreuzungen, fahrende Autos, da sitzende Autofahrer, denke Geschichte über Autofahrer aus – sind sie glücklich, wo fahren sie hin, kocht jemand für sie Abendessen zu Hause, welche Hemdfarben sie heute anhaben (daraus schließe ich ihren Terminplan für heute – wichtige Meetings oder ein ordinärer Arbeitstag). Ich schaue die Mitfahrenden im Bus an. Bei Frauen konzentriere ich mich auf ihre Gesichter, gibt es tiefe Falten, Augenringe im Bezug auf ihr geschätzes Alter. Mich interessiert brennend ihre Haltung, die vielmehr verrät, als nur einen schwachen Rücken. Bei Teenager bringt mich fast zur Meditation ihr zartes Scrollen auf dem Iphone-Touchscreen. Bei Ausländern höre ich in die Gespräche rein, und korrigiere im Kopf ihre grammatischen Fehler, die ich aus der Höhe meines Status feststellen könnte. Ich schweife in Gedanken, lasse meinem ganzen Leben ein Review machen, parallel schreibe ich gedanklich die Einkaufsliste für den Supermarkt, den ich in wenigen Minuten betreten werde. Ich erhole mich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen