Jedes Mal versuche ich beim Training alles zu geben und
maximale Leistung abzuliefern, als gäbe es kein Morgen, als wäre alle
Sportstudios danach komplett verbrannt gewesen. Und in manchen Momenten denke
ich tatsächlich, dass ich dies, was ich gerade mit Mühe und Schweiß ausführe,
nie wieder mache, ich höre auf, ich werde es mir nicht mehr antun, Sport ist
Mord und ich möchte gern noch eine Weile leben. Zum Glück vergesse ich diesen Quatsch am
Morgen danach. Letzte Zeit fühle ich aber, dass mein üblicher Motivationslevel
massiv stagniert. Ich gehe zwar trainieren, aber gedanklich bin ich nicht immer
dabei. Mein größter Fan, die Mama, sagt kurz: Augen zu und durch oder „wenn du
nicht trainierst, dann erfährst du nicht, wie du es gern hast“. Früher hatte
ich immer meinen Loser-Monat, der war stabil August, wenn ich alles vermisst
habe, was sich zum Vermisstsein eignete: Eltern, meinen großen Kleiderschrank,
beschäftigt sein, Buttermilch vom heimischen Hersteller, Geruch vom Schaschlyk,
Spaziergänge im Stadtpark,… Globale Erwärmung, konjunkturelle Schwankungen der
globalen Geldmärkte oder aus welchem Grund immer erhält nun September diesen noblen
Titel der müdesten Jahreszeit. Das Komische ist, je wenig konzentrierter ich
trainiere, desto öfter habe ich Leute auf mich zukommend und fragend: „Bereiten
Sie sich für einen Wettkampf vor?“ Das schmeichelt und bringt mich mental
zurück zum Training.
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