Sonntag, 11. Dezember 2011

Russlands Demo(n)s

Seit Tagen bebt das russische Internet, meine Internet-Bekannte posten Fotodokumentationen zu den Wahlfälschungen, es wurde massiv aufgerufen zu protestieren. Die da oben sollten Angst haben; der Samstag wurde zu einem weiteren Arbeitstag umgewandelt, die Schüler in Moskau schrieben nicht geplante Klausuren, die große Medienplattform litt unter die DOS-Angriffe. Klassisch, ne? Der Mann meiner besten Freundin in NN schrieb heute in facebook, sie wollten gleich zu Demos. Ich Sorgemacher sah natürlich das worst-case-Bild: sie sind verhaftet, verletzt, demütigt, im allerbesten Fall erfroren (Dezember, sir!) Erst wenn er sich zurückmeldete, konnte ich ausatmen und seinen Status liken. Demokratie 2.0.
Bei vielen meiner Bekannten spüre ich nun ein wachsendes politisches Bewusstsein. Um mich zu beruhigen, dass ich keine verfleischte Zuerst-Kapitalismus-dann-Politik-junkie bin und es lebe noch Idealen der Gerechtigkeit, flüstere ich mir leise: "na ja, A., dies ist nur ein nicht erlebter jugendlicher Maximalismus. Du hattest den schon längst." Andererseits oder zugegeben ist es nicht auszuschließen, dass die Angst vor den Mächtigsten bereits in allen Körperzellen erfolgreich integriert ist. Manchmal bin ich suizidal traurig. Ich sehe keine Auswege für gerechtere Zukunft, solange diese Angst vorhanden ist. Und die haben da Millionen, wie ich. 

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