Freitag, 7. Oktober 2011

There is a life beyond Rangierbahnhöfe

Ja, genug geschwiegen.

Erkenntnis des Tages: Anmessung der Lufttemperatur nur beim Sekundenblick ins Fenster früh Morgen ist nicht genügend. 3 große Tassen Kaffee, und dies ist nur eine leichte Entschädigung für gefrorene Hände.

Erkenntnis der Woche: (RIP, Apple-Gründer) Das Leben ist ziemlich kurz und das lange Wochenende macht inzwischen müde.
Am letzten WE war ich in der Hauptstadt. Es war großartig. Ich durfte an einem feierlichen Empfang teilnehmen. Mit classy Frauen und charismatischen Männern. Das Hauptthema aller Tischgespräche neben den köstlichen Speisen (meine imaginäre Essberaterin fällt gleich in Ohnmacht - Mayonnaise, Nachspeise mit Sahne, unzählige Portionen vom Fleisch, Fisch...) waren natürlich die griechische Staatsverschuldung und die magere Zukunft der EU. Unten seht Ihr die Tabelle, ja, ja, die miese Herbstlaune möchte ich noch in die Tiefe senken: 


Meine Meinung zur jetzigen Situation möge profan klingeln, aber sie entspicht dem ersten Wirtschaflichkeitsgesetz meines Vaters und von daher ist aksioma-mäßig unbestritten: lebe nie über deine Verhältnisse! Strikte Haushalstdisziplin (egal auf welcher Ebene - in der Küche oder im Parlament) - Augen auf und durch. Neulich laß ich eine kurze Expertenmeinung in einem renomierten Wirtschaftsmagazin, wo ein chinesisches Benchmark schön dargestellt wurde. Früher hatten Häuser in China keine Fenster nach außen, in die Strasse. Es habe nur Fenster gegeben, die in Innenhöfe gerichtet seien (oh, Konjunktiv, du bist meine wahrste, heimliche Liebe!) Das sollte die chinesische Lebensphilosophie wiederspiegeln: Familie hält sich zusammen, Fremden sind unerwünscht. Die chinesischen Provinzen sollten früher auch hohe Budgetdefizite haben und Betteln in Peking war gang und gäbe. Meine Brüder nach dem Schlitzaugenprinzip waren aber charakterstark genug, um die charakterschwächeren zu disziplinieren. Man greifte auf keine Hilfe von außen zu, es wurde nur im Innen streng aufgeräumt.  

Ein bisschen Disziplin habe ich auch in mein Laufleben eingebracht: jeden zweiten Tag jogge ich um 05:40. Totmüde starte ich dann in den Tag. Neue Laufschuhe schauen mich ein wenig verwirrt an, aber sie landen mindestens nicht in meine imaginäre Schublade der Fehlinvestitionen. 

Aber immerhin kann ich impulsives Verhalten so gar nicht vermeiden. Gestern auf dem Rückweg nach Hause im dollen Regen wollte ich sofort, aber sofort meine Haare kürzen. Gedacht - Instinkte gefolgt. Ein unbekannter Friseur-Laden mit Migrationshintergrund aus Adana (wir Ausländer müssen uns zusammenhalten). "Aber wir waschen Ihre Haare gleich mit lauwarmem Wasser, ist gut für so ein dünnes Haar!" - das unverschämte Lügen mit gängigem Akzent ist einfach charmant. Die Leitung mit heißem Wasser war kaputt (die Friseurin hat in 3 Min salopp fast 5 cm abgeschnitten, ich wollte aber nicht so großzügige Änderungen, aber was solls nun...). Die Laune stieg, wie Ihr lesen könnt, rakettenschnell runter.

Ach, zur Charme. Im Sommer wurde ich innerhalb der zwei Tagen erstmal als "Beton" liebgekost und später als "charmant" beleidigt. So, ein charmanter Beton. An den regnerischen Tagen wie heute und gestern erinnere ich mich immer dran. Und mir wird's immer bisschen besser.

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