Mittwoch, 24. April 2013

Loslassen

Mein Laptop feiert vor dem Beginn des nächsten Wintersemesters, also Ende Juli, seinen 7. Geburtstag. HP hat die Lieferung von Ersatzteilen für mein Modell bestimmt schon auslaufen lassen. Windows freut die Welt mit der Werbung seines 8.-Systems, wobei mein Laptop zufrieden mit "XP"-Betriebssystem auskommt. Ich aber nicht. Das System ist langsam, der Laptop atmet laut und wiegt schwer, also nicht in den Zeiten von MacBook-Airs! Ich will ihn loswerden, der Plan steht im groben Rahmen bereits fest: ein Bekannter von unserer Familie kommt bei mir vorbei und bei seiner nächsten östlichen Reise nimmt er den Alter zur Mama mit. So gut ist der Plan. Der Bekannte ist aber in Wiesbaden und mein Rechner - woanders, aber das Problem lässt sich lösen. Der schwierigere Teil ist es, alle Daten auf eine Speicher-Platte rüber zu ziehen. Ein Lebensabschnitt von 7 Jahren wird damit archiviert. Das fällt mir zugestanden schwerer als beim physischen Umzug, wo ich Sachen mit der Hand antaste und ihre Nützlichkeit in meinem weiteren Leben prüfe. Brauche ich noch die Semestereintrittsvorlesung in der Makroökonomie? Oder den Briefentwurf an den Hausmeister meines damaligen Wohnheims? Oder irgendwelche PDF-Dateien mit veralteten Artikeln, die schon damals langweilig waren und die ich nur wegen des schlechten Gewissens abgespeichert habe, für "späteres aufmerksames Lesen", aha. Der einzige Schatz meines Laptops sind höchstwahrscheinlich die Fotos, die ich in der Regel nur zweimal anschaue: direkt nach dem Knipsen und beim Ziehen von der Kamera oder vom Handy. Theoretisch könnte ich natürlich alle Ordner so stehen lassen, wie sie sind. Meine Sorge ist nur (zusammen mit meiner Privatsphäre), dass weitere Nutzerin ihre Meinung zu meinem Ordnungssinn ändern wird. Ich habe ein relativ chaotisches Ordnungssystem: mal sortiert nach Jahren, mal nach Themen, mal nach Nützlichkeit oder Dringlichkeit, also nach keinem nachvollziehbaren System. Ein richtiger Überraschungsordner muss der mit dem Namen "Mix" sein, da entdecke ich immer wieder was Neues (Einkaufsliste vom August 2010, Jahresziele für 2008 oder zip mit der Longlist eines Literaturwettbewerbs).
Es wird bestimmt nicht leicht, von den alten digitalen Dingen loszuwerden. Man sagt, erst mit dem Loswerden des Alten wird einen Platz für besseres Neueres geschaffen. Ich glaube dran, und werde nun nicht mehr herumeiern und nach fadenscheinigen Gründen zu suchen, dies oder jenes in der Speicher-Platte zu lassen. Ich lösche kaltblütig alles, was in dem Moment unnötig ist. Wird's in Zukunft was benötigt, dann ist Google.de dran.

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