Donnerstag, 25. August 2011

Durch Leben segeln oder am See

Wenn ich am zweiten Studienjahr freiwillig in den Tischtennisverein meiner Uni eingetreten bin und dreimal in der Woche nach Vorlesungen totmüde zweiundhalb Stunden lang gespielt habe, hat mein Coach mir immer vorgeworfen: A., du kannst ja vieles, aber man spürt kein Leben in dir. Das müsste für eine Pingpong-Karriere fatal gewesen sein. Es sind heute genau 25 Tagen von Ramadan und die innerliche Lebenslust ist gefühlt verdreifacht. Von außen sieht man es kaum. Man würde behaupten: Kein Leben in mir. Mein Magen knurrt zwei Tagen wie verrückt, obwohl mein Thai-Koch immer noch fleißig abends Mörderportionen Curryreis serviert.
Am letzten WE war ich am schönen Ammersee. Landschaftlich gesehen war ich echt mental geschlagen: so wunderhübsch und idyllisch könnte es doch nicht sein. Die Urlauber und Einheimischen sind auch unverschämt entspannt und gebräunt.




Mittwoch, 17. August 2011

Alltag

Leute, die keine automatische Inhaltsverzeichnis-Erstellung im MS Word benutzen, sind mir immer so suspekt. Ich würde sogar behaupten, ich habe da kein Vertrauen.

Sonntag, 14. August 2011

Morgenpost

Ich erkenne mich nicht wieder. Schon gestern wollte ich bügeln. Sehr früh aufgewacht habe ich die Wäsche gecheckt. Diese Feuchtigkeit rumherum verlangsamt den ganzen Prozess vom Trocknen. 45% der Wäsche waren bereits bügelbereit, die habe ich schnell fertig gekriegt. Da die Lust aufs Bügeln so groß war, habe ich mal überlegt, sie zu föhnen. Es regnet wieder. Heute auch einen schönen Satz zur Referenz eines Albums gelesen: "...für Sommerlaune, aber schon Herbst ahnend". Es ist auch gut so. Ick heb fast kein Dorst. Und freue mich auf den "richtigen" Herbst.

Freitag, 12. August 2011

Moscow never sleeps



Jedes Mal fragt man mich an der Grenzkontrolle, ob ich ein Rückticket hätte. Wieso bitte soll ich als Staatsangehörige eines glorreichen Landes in dieses Land, das man bis zum Fallen lieben und parallel für alle Widrigkeiten und Kontraste hassen kann (wobei das Zweite bei vielen überwiegt), zurückkehren?

Ich bin in dem Augenblick dem Russland nur für ihre grenzenlose Weite dankbar, die mir das Gefühl der heimischen Geborgenheit vermittelt.

Sonntag, 7. August 2011

Das zu perfekte Ich

Wie schön sind WE zu Hause.Es regnet draußen, die Luftfeuchtigkeit ist enorm groß, es duftet nach feuchtem Wetter, meine bestimmt vor 2 Monaten angeschaffene und nicht mal angezündete Duftkerze (heißt ZEN) flackert, ich freue mich auf Iftar (Essen nach dem Sonnenuntergang) beim Thailänder, der Koffer ist bereits gepackt. The Moment of Peace, oder wie medial es sonst heißen mag.

Am Freitag dachte ich an Erwachsenwerden. Der Anstoß dafür war eine Rezension zum Roman von Per Petterson "Ist schon in Ordnung" in der FAZ (übrigens, nach meiner bescheidenen hessisch-snobischen Meinung, die beste Zeitung in der Republik, oder wie mein Mentor schön ausdrückt "ohne Feuilleton-Scheiß"). Eigentlich habe ich an Erwachsenwerden bereits paar Wochen vorher gedacht, als ich mir selber einen 1,5 L Wasserkocher gekauft habe. Wasserkocher ist eine klare Indiz: Aigul, nun geht es ab! Der Virus verbreitet sich, gestern kamen noch zwei Pfannen dazu. Ich werde langsam groß.

Ich merke nun dieses Erwachsenwerden sehr stark. Besonders, wenn Freunde und gute Bekannte auf einmal Geschäftsführer werden. Midlife-Krise solle dann sein, wenn man merkt, dass andere CEOs sind und man selber nicht?..Egal. Krisen, lehrt Islam, sind ein fester Teil des Lebens, also, ruhig bleiben und durchhalten. Meine beste russische Freundin, die souverän eine Firma an dem Ort führt, wohin ich wöchentlich runterfliege, hat mir neulich über einen jungen Mann erzählt und seine Addiktion zum Perfektsein. Er ist unternehmerisch, ist ja logisch ein Vize-Präsident, macht wie verrückt Sport, Muckis und perfekt geformte Adduktoren - alles vorhanden, Kenntnisse in allen Sprachen, die theoretisch Geld und Geschäft bringen können. "Er ist wie aus einem anderen Planet" meinte sie.

Hm, sie sind nicht aus dem anderen Planet. Perfektion ist eine aktuelle, nicht heilbare Krankheit. Das sage ich nicht deswegen, dass ich 10 Hefte von "Psychologie heute" geschafft habe. Das Streben nach besserem ist bloß überall. Wie viele leidende Frauen, die keine "perfekte Mutter" sind, wie viele leidende Töchter, die ihre Pflichte nicht "perfekt" genug erfüllen, wie viele Suiziden, weil die Errungenschaften nicht ausgezeichnet und bisschen mehr sind. In einem Buch las ich neulich einen perfekten Gedanke zum Glück. Der Autor bedauert die Tatsache, dass man das Glück als höchste Lebenspriorität gesetzt hat und als Gegenteil dafür Unglück gewählt hat. Wenn nun auf den Perfektionismus projezierend: wenn man nicht nach Perfektion strebt, ist man automatisch ein Versager, der auch nicht mal schafft, sich selbst zu motivieren. Aber wenn bloß kein Bock? Keine Notwendigkeit?

Die ZEN-Kerze duftet vanil-bllig.
Zwei Stunden bis zum "the sun goes down, the stars come out".

Samstag, 6. August 2011

Wishes

Ich habe zwei Tiefpunkte während des üblichen Ramadan-Tages: erstmal, gegen 1 Uhr (okey-okey, auch beim Aufwachen ist es immer ein bisschen traurig erst in 15 Stunden was zu trinken) und abends, so um 19 Uhr. Da besuchen mich Ideen kulinarisches Kontextes.

Ich träume davon, wie ich zu meiner lokalen Station von McDonalds hingehe (wie Thai-Express in 5 Min zu Fuß erreichbar) und den Milchkaffee tall bestelle, dabei bitte ich die bekannten Rothaarige, den größten Milchschaum zu machen, den sie je gesehen hat.
Ich stelle mir vor, wie ich bei meinen Thailänder eine seriöse Portion von Curryhuhn nehme und jedenfalls darum bitte, so viel Kokosmilch reinzumischen, was kurvige Tonga-Frauen am Tag verzerren. Und Reis. Viel-viel Reis.
Bei Subway nehme ich natürlich das längste Baquette.
Auf dem Weg nach Hause schaue ich bei der Rewe-Filiale vorbei. Das halbe Liter von Soja-Joghurt (Alpro Soya tut da bestimmt verbotene Süchtigkeitsmittel rein!) geht in den Korb und 200 Gr-große Packung mit Macadamia-Nüssen. Ich ignoriere die Nährwertangaben auf der Rückseite aus Prinzip: Nüssen können in Ramadan nicht so viel Kalorien enthalten. Kalorien und Ramadan korrelieren im Großen und Ganzen miteinander nicht. Allah sei Dank!

So verbringe ich diese öden Tagesphasen. Dann geht die Sonne unten und ich sitze in der Küche mit einer Gurke und Gerolsteiner Naturell, und habe wirklich keinen Hunger.

Dienstag, 2. August 2011

Essen ist überbewertet

Trinken aber nicht.
Ich bin so entkraftet.
"Ich melde mich nach dem Sonnenuntergang"
"Lass uns nachts dies besprechen"
"Oh, ich mach das am späten Abend"
Dies ist keineswegs eine Arbeitsverweigerung.
Nur die ersten Tage sind besonders mies. Vorallem bei fulltime.
Gleich werde ich zum ersten Mal fastend fliegen. Eh, die Freude des ankommenden Esswagens bleibt diesmal erspart.
Das Leben ist kein Picknick-Rücksack.
Bis bald!